Die Starke Schiene muss digital besonders stark sein

Zum Inhalt springen

Artikel: Die Starke Schiene muss digital besonders stark sein

12/2021 – Mehr Trassen, mehr Züge, mehr Mitarbeitende: Die DB steht mit ihren Strategiezielen vor einer Herkules-Aufgabe in den kommenden Jahren. Um sie zu stemmen, sind digitale Lösungen genauso unverzichtbar wie die übergreifende Zusammenarbeit aller Beteiligten. Dafür steht der Digitale Verbund.

Die Deutsche Bahn ist ein vielschichtiges Unternehmen. Allein für eine Fahrt von A nach B greifen unzählige Teilschritte, Services und Geschäftsfelder ineinander. Der Kunde, egal ob Reisender oder Logistiker, erlebt nur einen Bruchteil dieser Prozesse, die seine Fahrt ermöglichen. Aber es gibt ein Gesamtkonstrukt, das alle Ereignisse vor und hinter den Kulissen orchestriert: der Produktionskreislauf. Er umfasst die sechs großen Verbundprozesse, für die sich viele Beteiligte – deshalb Verbund – synchronisieren müssen.

Produktionskreislauf
Der Produktionskreislauf der Bahn – sechs Verbundprozesse, die über Qualität und Pünktlichkeit des Kernproduktes „Kundenfahrt“ bestimmen


Die Durchführung der Fahrt ist der Kern der Wertschöpfung, das Fahrplan- und Kapazitätsmanagement im Vorfeld sowie die Reisendeninformationen stehen in direktem Zusammenhang. In der Instandhaltung werden die Züge fit gemacht und anschließend für ihren nächsten Einsatz bereitgestellt. Das Großstörungsmanagement kümmert sich darum, dass der Bahnbetrieb nach Unwettern oder anderen Ereignissen schnell wieder aufgenommen werden kann und Reisende mit gezielten Informationen durch störungsbedingte Einschränkungen geführt werden.

Bei der Optimierung dieser Prozesse nehmen neue Technologien und Digitalisierung Schlüsselfunktionen ein. Deshalb ist DB Systel als Digitalpartner eng in die Verbundprozesse eingebunden. Im Digitalen Verbund erarbeitet sie zusammen mit den Verbundprozessen und Geschäftsfeldern bestmögliche Lösungen für die Herausforderungen.

„Prozessverbesserungen dieser Größenordnung sind ohne IT und Digitalkompetenz nicht mehr denkbar“, sagt Bastian Ebinger, Digital Lead der Verbundprozesse und Programmleiter der Value Networks bei DB Systel. „Wenn wir die Abläufe bei all unseren Leistungsträgern und insbesondere an den Schnittstellen schnellstmöglich auf ein ganz neues Niveau bringen wollen, dann kann das nur funktionieren, wenn wir im Verbund mit allen Geschäftsfeldern der Bahn gemeinsam anpacken – und wenn wir dabei digitale Technologie nicht nur als nachgelagerte Ausführung von Ideen, sondern als Ausgangspunkt, als Ideenbringer einbinden.“

Herausforderungen, die nur gemeinsam bewältigt werden können

Im Digitalen Verbund schauen alle Beteiligten gemeinschaftlich nach Verbesserungspotenzialen, und zwar strukturell und systematisch entlang des Produktionskreislaufs. „Viele Schnittstellen können wir schon dadurch optimieren, dass wir den übergreifenden Daten- und Informationsfluss verbessern“, ergänzt Ebinger. „Manche Prozesse verzögern sich, weil einfachste Informationen fehlen, beispielsweise, wann genau ein Radsatz in die Instandhaltung oder ein Fahrzeug aus der Bereitstellung kommt. Hier helfen übergreifende Datenströme, die verschiedene Prozesse und Beteiligte einbinden. So können Ressourcen besser gesteuert und Leerläufe sowie Wartezeiten reduziert werden.“

„Prozessverbesserungen dieser Größenordnung sind ohne IT und Digitalkompetenz nicht mehr denkbar.“

Bastian Ebinger, Digital Lead der Verbundprozesse, DB Systel

Bastian Ebinger

Die Verbundprozesse und damit auch der Digitale Verbund sind wesentlicher Bestandteil der Konzernstrategie „Starke Schiene“. Die Konzernentwicklung ist deshalb ein wichtiger Partner für alle Beteiligten, die die einzelnen Schritte zum großen Ganzen zusammenführt. Bernd Niessen, Senior Partner Verbundprogramme und –projekte, ist überzeugt, dass die großen Zukunftsaufgaben nur gemeinschaftlich bewältigt werden können: „Wir stehen überall vor Herausforderungen, die keines der DB-Geschäftsfelder allein lösen kann“, sagt er. „Alle müssen partnerschaftlich zusammenwirken, um bestmögliche Ergebnisse für unsere Kunden zu erzielen, und das schließt alle Eisenbahnverkehrsunternehmen ein. Das ist es, wofür der digitale Verbund steht: die Entwicklung verbundweit wirksamer, digitaler Lösungen, die die Arbeit für die Mitarbeitenden erleichtern und die Bahn besser machen. Dass dieser Ansatz wirkt, können wir in ersten Umsetzungen und Piloten bereits sehen. Und mit reibungsfreien Prozessen und Kundenfahrten in hoher Qualität überzeugen wir auch andere.“

„Alle müssen partnerschaftlich zusammenwirken, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Das ist es, wofür der Digitale Verbund steht.“

Bernd Niessen, Senior Partner Verbundprogramme und –projekte, DB AG

Bernd Niessen

Gemeinschaftliche Potenzialentwicklung trägt Früchte

Ein sehr wichtiges Werkzeug des Digitalen Verbunds ist der Verbundereignisbroker. Die IT-Anwendung ermöglicht den angeschlossenen IT-Systemen, kontinuierlich Produktionsereignisse zu senden und entgegenzunehmen. So entsteht ein übergreifender Informationsfluss, der viele Prozesse endkundenwirksam beschleunigt.

Ein konkretes Beispiel verdeutlicht das: Erfährt der Broker, dass der Triebfahrzeugführer das Fahrzeug fahrbereit meldet oder die Reinigung abgeschlossen ist, geht diese Information in Echtzeit an die Bereitstellungsleitstellen der Eisenbahnverkehrsunternehmen. So können Bereitstellungsdisponenten zukünftig sofort gegensteuern, sobald es zu Planabweichungen kommt. Der Broker ist in der Lage, die digital erfassten Messpunkte aus dem Verbundprozess Züge bereitstellen an die Plattform der Reisendeninformation weiterzugeben und für eine Abfahrtsprognose nutzbar zu machen. Damit verbindet er zwei Verbundprozesse.


Es geht jedoch längst nicht mehr nur um Datenströme, sondern auch um ganz pragmatische Lösungen. So hat ein Projektteam auf einer Teststrecke untersucht, ob Hindernisse auf Gleisen mit Hilfe von Satellitenbildern zuverlässig erkannt werden können. Das versprach, flächendeckender und ressourcenschonender zu funktionieren als der Einsatz von Hubschraubern oder Drohnen. Und tatsächlich konnten auf den Bildern aus dem All

Baumstämme und sogar Kartons entdeckt werden. „Mit einem solchen Gesamtbild erhalten wir beispielsweise bei Großstörungen deutlich schneller einen Überblick darüber, wo die größten Schäden entstanden sind“, sagt Bernd Niessen. „Eine starke Grundlage, um zu entscheiden, wo wir mit dem Aufräumen beginnen.“

Verbunderfolge verschaffen Kraft für tiefe digitale Transformationen

Die digitale Transformation des Gesamtsystems Bahn braucht Zeit. Das liegt an verschiedenen Faktoren wie sicherheitsrelevanten Aspekten, der Menge an Fahrzeugen, der Größe des Streckennetzes sowie langen Investitionszyklen. „Natürlich haben wir besondere Rahmenbedingungen. 35.000 Kilometer Trasse und mehrere Tausend Fahrzeuge können nicht einfach ausgetauscht werden. Hohe Sicherheitsanforderungen erlauben keine Fehler – das kann die digitale Evolution schon mal ausbremsen“, wissen Bernd Niessen und Bastian Ebinger. „Aber abseits, in der Disposition oder der Instandhaltung – also in der Vor- und Nachbereitung der Kernleistung – werden wir aktuell aktiv, um unsere Kundenfahrten pünktlicher zu machen. Das ist es, was uns als Verkehrsträger attraktiv macht, sonst brauchen wir gar nicht erst anzutreten.“

Erfolge wie diese machen Mut und motivieren für die weiteren Projekte, die das Angebot der DB immer weiter optimieren. Herkules musste 12 Aufgaben erledigen. Das #TeamDB schafft gemeinsam noch mehr. Packen wir‘s an!

Dies könnte Sie auch interessieren