Erfolgsmodell DevOps
Artikel: Kein Weg zurück – wie DevOps die IT der Bahn dauerhaft verändert
06/2021 – Schneller und bessere Qualität: kein Wunder, dass im gesamten Konzern immer häufiger im DevOps-Modus gearbeitet wird.
In IT-Kreisen wird bei Fragen nach Updates oder neuen Features häufig spöttisch gesagt: Never change a running system. Nach dem Motto: „Bloß nicht das System anfassen, es läuft doch.“ Stephan Pflume vom CIO-Bereich des Konzerns ist da ganz anderer Meinung: „Ever run a changing system, denn Änderungen in hoher Geschwindigkeit sind das Konzept von DevOps.“ Der Begriff DevOps ist eine Wortschöpfung, die zwei unterschiedliche Bezeichnungen vereint: Development (englisch für Entwicklung) und IT Operations (englisch für IT-Betrieb). Bevor bei der Bahn vor vier Jahren die ersten Projekte nach dem DevOps-Muster verwirklicht worden sind, waren diese Bereiche strikt getrennt, IT-Projekte wurden nach dem Muster umgesetzt: Der Auftraggeber definierte seine Wünsche, das Produkt wurde geplant und umgesetzt – und dann irgendwann übergeben. Um den Betrieb kümmerte sich ein anderer Personenkreis.
Inzwischen muss man innerhalb des Konzerns kaum noch erklären, was DevOps ist. Seit vier Jahren entwickelt sich die Methode immer mehr zum Erfolgsmodell. Dass dieser Weg nicht reibungslos verlaufen ist, kann man sich vorstellen. Früher konnte es nach den alten Arbeitsweisen schon mal eine Weile dauern, bis Ergebnisse der Software-Entwicklung sichtbar waren – geschweige denn, bis das fertige Produkt veröffentlicht wurde. Und wenn beim Betrieb Fehler entdeckt wurden oder vergessene Features ergänzt werden sollten, musste man bis zum nächsten Release warten. Diese Art der Software-Entwicklung ist zwar längst nicht mehr zeitgemäß, dennoch ist sie immer noch vielerorts gang und gäbe.
„Auch ohne DevOps wird inzwischen anders entwickelt als früher“, sagt Dana Scheuring als Co-Projektleiterin des Projekts „Aufbau DevOps-Teams“ bei DB Systel. „Doch in DevOps-Projekten entwickeln wir durch die enge Zusammenarbeit mit den Partnern nicht nur schneller, sondern bringen zum Beispiel auch neue Funktionen zügiger in Produktion.“ Wo man vorher Wochen, wenn nicht Monate brauchte, kann man neue Releases nun bei Bedarf mehrmals täglich veröffentlichen. Dies wird ermöglicht durch den engen Austausch, automatisiertes Testen und die Nutzung neuer Technologien. „Wo immer es sinnvoll ist, bilden wir entsprechende Teams“, sagt Dana Scheuring. Allein bei DB Systel arbeiten derzeit mehr als 50 solcher DevOps-Teams – immer in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Partnern. Stephan Pflume, einer dieser Partner, sagt: „Mit DevOps haben wir Fähigkeiten erworben, von denen wir früher nur geträumt haben. Wir haben eine Qualität in der Entwicklung und im Betrieb, die sonst nicht erreichbar wäre.“
Partnerschaftliche Zusammenarbeit und reduzierte Aufwände
Die Vorteile liegen auf der Hand: Die neue Art der Zusammenarbeit reduziert und vereinfacht Arbeitsaufwände für bestimmte Themen. So werden zum Beispiel unter DevOps keine umfangreichen Lasten- und Pflichtenhefte mehr benötigt. Stephan Pflume: „Wir sprechen mit Anforderern über die Ziele, die erreicht werden sollen. Dafür entwickeln wir Schritt für Schritt eine Lösung, die nach jedem Schritt bereits nutzbar ist. So lernen wir gemeinsam mit den Anforderern, wie der nächste Schritt aussehen sollte.“ Das Erstellen der automatisierten Tests ist Teil dieses Entwicklungsprozesses. Manuelle Tests finden nur bei komplexen Neuentwicklungen statt. Und auch dort dienen sie nicht der Fehlersuche: Sie werden genutzt, um bei den Zwischenschritten Anwender zu befragen, ob die Funktionen verständlich und hilfreich sind. Durch diese Vorgehensweise sinkt auch das Risiko von Fehlentwicklungen erheblich, was wiederum erhebliche Mittel einspart.
DevOps ist ein Kulturwandel, der auf Vertrauen aufbaut. Die organisatorischen Anforderungen führen auch zu wichtigen Veränderungen. „Die Konzernpartner müssen sich aktiver und intensiver in den Prozess integrieren“, sagt Dana Scheuring. „Dafür ist ein partnerschaftliches und lösungsorientiertes Miteinander nötig.“ Für DevOps müssen kontinuierliche Methoden mit möglichst wenig Verantwortungsübergängen etabliert werden – und dafür braucht es eine gegenseitige Offenheit. Als Auftraggeber ist man tiefer eingebunden und hat dadurch einen intensiveren Austausch mit dem Team. Das sorgt wiederum für einen besseren Know-how-Transfer zwischen allen Beteiligten.
Schnell und sicher
Natürlich sind solche gravierenden Veränderungen von Arbeitsabläufen und in der Zusammenarbeit, wie sie mit der Einführung von DevOps einhergehen, eine längere Reise. „Man kann DevOps nicht einfach verordnen, und dann geht es gleich los. Wir haben uns Schritt für Schritt eingearbeitet“, sagt Stephan Pflume. Verantwortungen und Entscheidungen lassen sich im Team bündeln. Dadurch werden langwierige Entscheidungsprozesse vermieden, und man kann das sofort umsetzen, was als dringend erachtet wird. Gerade in Zeiten hoher Bedrohungen der IT-Sicherheit zeigt sich der große Vorteil von DevOps: Auch Sicherheitspatches lassen sich jetzt schnell ins System einbauen. „Früher hatten wir pro Jahr etwa zwei große Releases. Heute rollen wir quasi ständig neue Software und Patches aller verwendeten Komponenten aus und erreichen so ohne Weiteres 20 Releases in der Woche“, sagt Stephan Pflume. „Mit DevOps wurden unsere Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen“, sagt Stephan Pflume. „Es führt kein Weg zurück zur alten Methode.“