So schlägt sich Rail in Motion im Arbeitsalltag

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    11/2015 - Das Produkt Rail in Motion hat den Arbeitsalltag der Triebfahrzeugführer deutlich verändert. Wir haben mit einem Nutzer darüber gesprochen.

    Statt einer ganzen Menge von Papierdokumenten bringen Triebfahrzeugführer heute ein Tablet mit auf den Führerstand. Darauf befindet sich die mobile Lösung Rail in Motion (RiM) mit unterschiedlichen Apps, die die Nutzer unter anderem von den Papierstapeln erlöst. In RiM befindet sich z.B. die digitale Zugmappe, in die alle Dokumente geladen werden, die man für den Einsatz an der Spitze des Zuges benötigt.

    Aktuell setzen DB Schenker Rail sowie DB Fernverkehr auf die Tablet-Lösung und nutzen die RiM-Apps in kundenspezifischer Konfiguration. Dabei zeigt sich RiM flexibel – und teilt dem Nutzer individuell die benötigten Dokumente automatisch zu. Per Mobilfunkverbindung oder über eine WLAN-Anbindung sind wichtige Informationen zudem sofort verfügbar. Doch erleichtert RiM tatsächlich die Arbeit? Benjamin Günther (34) ist Triebfahrzeugführer bei DB Fernverkehr und erzählt, wie sich RiM im Alltag bewährt.

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    Quelle: Benjamin Günther - privat
    Benjamin Günther (34) ist Triebfahrzeugführer bei DB Fernverkehr und erzählt, wie sich RiM im Alltag bewährt.

    Wie stark hat sich die Arbeit durch den Einsatz der Tablets verändert?BENJAMIN GÜNTHER: Sehr stark. Viel weniger Papierdokumente mit sich herumtragen zu müssen, macht den Rucksack deutlich leichter. Manchmal hatte ich früher sogar einen zweiten Rucksack oder eine zusätzliche Tasche dabei. Heute ist das nicht mehr nötig. Manchmal ist es notwendig, spontan Weisungen und Vorschriften nachzuschauen und die hatte man früher daher immer dabei. Jetzt kann bei Bedarf das Dokument einfach gesucht oder aus der Datenbank heruntergeladen werden.

    War der Umstieg schwierig oder hat sich das Tablet schnell im Alltag bewährt?BENJAMIN GÜNTHER: Für mich selbst war das kein Problem, schließlich bin ich mit Computern und jetzt Smartphones und Tablets aufgewachsen. Für einige Kollegen war es zum Teil aber deutlich schwieriger – je nach ihren Vorkenntnissen.

    Wie aktiv wurde versucht, bestehende Hürden abzubauen?BENJAMIN GÜNTHER: Es gibt verschiedenste Bemühungen. Ausbilder vermitteln das Wissen, Gruppenleiter dienen als Ansprechpartner. Wer Hilfe braucht, bekommt sie natürlich auch. Zudem gibt es FAQs (häufig gestellte Fragen) und einen Kummerkasten. Die FAQs werden bei gehäuften Problemen entsprechend angepasst. Auch die Kollegen helfen sich gegenseitig, schließlich sind wir alle Lokführer, man will ja keinen im Regen stehen lassen. Manchmal entstehen auf diese Weise auch Artikel im Tf–Portal (Internetplattform für Triebfahrzeugführer der DB), bei dem ich stellvertretender Chefredakteur im Fernverkehr bin, und gehen dort etwas mehr in die Tiefe, als es bei der Einführung in die RiM-Apps möglich war. Auch in der Tf Aktuell (Mitarbeiterzeitung) wurde seit der Pilotphase immer wieder in Artikeln und in Sonderausgaben über das Tablet und die RiM-Apps berichtet.

    Gab es Ängste vor der Umstellung?BENJAMIN GÜNTHER: Direkt Ängste gab es bei mir so nicht, nein. Aber die Befürchtung, dass eventuell Zeitvorgaben für auszuführende Tätigkeiten reduziert werden sollen. Bis jetzt ist das nicht passiert. Man versprach uns, dass dies auch nicht kommen soll.

    Wie schnell hat man sich in die App eingearbeitet?BENJAMIN GÜNTHER: Bei mir ging es sehr schnell, aber wie bei jeder anderen App gibt es eine gewisse Einarbeitungszeit. Kleinere Schwierigkeiten sind in einigen Fällen auf die Organisation der Dokumente zurückzuführen und liegen nicht an der Funktionalität der RiM-Apps. So werden schon mal Dokumente von den Redakteuren zu Kategorien zugeordnet, in denen man diese Dokumente nicht unbedingt vermutet hätte. Was es dann natürlich schwieriger macht, sie zu aufzufinden.

    Samsung Galaxy_01_RIM
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    Quelle: Deutsche Bahn AG
    In RiM befindet sich z.B. die digitale Zugmappe, in die alle Dokumente geladen werden, die man für den Einsatz an der Spitze des Zuges benötigt.

    Wie zuverlässig sind Gerät und Apps im Alltag?BENJAMIN GÜNTHER: Bislang sind die RiM-Apps auf meinem Tablet noch nicht „abgestürzt“. Sie „fressen“ allerdings manchmal etwas mehr Arbeitsspeicher, das Tablet wird nach einer gewissen Laufzeit dadurch langsamer. Wenn über das RiM-Menü die temporären Dateien gelöscht werden, läuft aber wieder alles rund. Die Geräte sind in ihrer Akkulaufzeit allerdings nicht sehr ergiebig. Hier wären performantere Endgeräte wünschenswert.

    Dürfen auf dem Tablet auch private Inhalte genutzt werden oder gibt es Einwände aus Sicherheits- oder anderen Gründen?BENJAMIN GÜNTHER: Nein, da gibt es keine Einwände, wir dürfen das Tablet auch für private Zwecke nutzen. Es dürfen keine sicherheitstechnischen Aspekte dagegen sprechen, also z.B. Apps, die als sicherheitskritisch eingestuft sind. Natürlich muss der Arbeitseinsatz immer gewährleistet sein. Ich persönlich checke gerne mal schnell meine E-Mails und surfe während Pausen auch mal im Internet. In der Freizeit nutze ich es aber so gut wie nie.

    Führte der Einsatz der Tablets zu einer Art Erreichbarkeitszwang?BENJAMIN GÜNTHER: Nein, für mich persönlich nicht. Es mag Kollegen geben, die das Gefühl haben, ständig Dokumente abrufen zu müssen – das ist bei mir aber definitiv nicht der Fall. Ich schaue höchstens mal gegen Ende eines langen Urlaubes rein. Aber selbst das ist die Ausnahme. Ich muss es ja auch nicht.

    Werden die interaktiven Möglichkeiten von Apps genutzt oder ist das Tablet in erster Linie einseitig bespielt?BENJAMIN GÜNTHER: Es ist aktuell noch nicht besonders interaktiv. Es gibt aber die Möglichkeit, aktiv Ersatzfahrpläne herunterzuladen und in Datenbanken nach Unterlagen zu suchen. Bald kommt auch noch eine Erweiterung der RiM-App Einsatzplan hinzu, mit der Dienstpläne und Arbeitsaufträge direkt auf dem Tablet eingespielt werden können.

    Stört das Tablet manchmal, etwa durch eintreffende Mails oder ähnliches?BENJAMIN GÜNTHER: Manchmal ja, aber eher durch Platzprobleme. Die Führerstände sind nicht direkt für das Tablet ausgelegt, eigentlich wäre eine Art von Halterung dafür notwendig – etwa per Saugnapf oder Dockingstation. Wenn zusätzliche Unterlagen wie z. B. die dicken Ersatz- und Umleitungsfahrpläne auf dem Führerstand liegen, weiß man leider nicht mehr, wohin mit den ganzen Sachen. Das war bei den Papierbergen früher aber noch schlimmer.

    Ist man durch die Tablets im Arbeitsalltag flexibler?BENJAMIN GÜNTHER: Mittlerweile wird einfach beispielsweise eine Fahrplananordnung über RiM zugeschickt. Früher ging das nur per Fax, das dann abgeholt werden musste oder durch einen „Boten“ überreicht wurde. Das vereinfacht und beschleunigt die Kommunikation.

    Freuen Sie sich auf weitere Vereinfachungen durch die Tablets?BENJAMIN GÜNTHER: Ja klar, da wo es Sinn macht auf jeden Fall. Je mehr Arbeitsabläufe durch Tablets vereinfacht werden können, desto besser. Ich bin gespannt, was da in Zukunft noch alles kommt.

    Haben sie Verbesserungsvorschläge?BENJAMIN GÜNTHER: Es wäre wirklich super, wenn man einfach und bequem Dokumente in die RiM-App Dokumente importieren könnte. Wir haben etwa Hilfszettel, die wir intern umgangssprachlich Faulenzer-Zettel nennen. Darauf sammeln sich Kollegen die wichtigsten Informationen zu Bahnhöfen, Strecken und ähnliches – beispielsweise auch den Bäcker mit Eisenbahnerrabatt. Wenn diese Dokumente direkt in RIM importierbar wären, wäre dies eine große Hilfe im Berufsalltag. Und eine Favoritenfunktion für die RiM-App Zugmappe wäre toll.

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