Die Kette des Vertrauens

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Artikel: Die Kette des Vertrauens

09/2019 – Bei einer Reise sind häufig viele Verkehrsanbieter beteiligt. Mithilfe von Blockchain-Technologie wird die Einnahmeaufteilung für alle Vertragspartner transparent. Auch für den Kunden bringt das Vorteile.

Wer ab und zu mit Freunden ins Restaurant geht, kennt die Situation: Sobald die Rechnung auf den Tisch kommt, wird geklärt, wer welchen Anteil zu zahlen hat. Je mehr Beteiligte, desto komplexer wird die Verteilung. Bei der Bahn gibt es ähnliche Situationen: Die DB befördert in ihren Fern-, Regionalzügen und Bussen rund 7,3 Millionen Reisende pro Tag. Innerhalb eines Verkehrsverbundes fahren beispielsweise viele verschiedene regionale Eisenbahnverkehrsunternehmen oder Busbetreiber. Der ÖPNV in Deutschland, also Busse, S-Bahnen, U-Bahnen oder Straßenbahnen, wird schon heute von mehr als 400 Unternehmen betrieben. Fahrgäste können auf ihrer ganz persönlichen Reisekette die Dienste verschiedener Mobilitätsanbieter nutzen. Es handelt sich also für den Kunden um ein vernetztes Reisen von A nach B über mehrere Verkehrsträger – ohne dafür auf Tarife oder Anbieter innerhalb von Verbundgrenzen achten zu müssen.

Transparente Zuordnung per Blockchain

Doch wie teilt man die Einnahmen an einem Ticket, beispielsweise einem Tagesticket innerhalb eines Verbundes, zwischen den beteiligten Unternehmen auf? Für Verkehrsverbünde ist es eine komplexe Aufgabe, die Ticketerlöse regelmäßig auf die einzelnen Verkehrsunternehmen aufzuteilen – und eindeutig zu ermitteln, welche Einnahmen auf welchen Anbieter entfallen. „Es gibt ein Ticket, das der Kunde erwirbt. Es lässt sich aber nicht eindeutig identifizieren, wie es genutzt wurde“, sagt Jörg Strubberg, Leiter Erlösmanagement bei DB Regio. Erschwert wird die Zuordnung durch immer mehr Anbieter wie etwa Bike-, Car- oder Ridesharing. „Bisher wird in regelmäßigen Abständen eine stichprobenartige Erhebung durchgeführt, die über statistische Methoden validiert wird. Das ist aufwendig, teuer und liefert ein diskussionsbehaftetes Ergebnis. Daraus resultieren Meinungsverschiedenheiten, welche Anteile die jeweiligen Verkehrsunternehmen bekommen.“ Das bisherige Verteilungssystem ist also intransparent und unflexibel – und führt wiederum zu einer Verzögerung bei der Aufteilung der Einnahmen. Auf Basis der Blockchain-Technologie hat DB Regio daher gemeinsam mit DB Systel eine faire und transparente Lösung für das Einnahmeaufteilungsverfahren gefunden.

Dank Blockchain vereinfacht reisen – sei es die tägliche Fahrt zur Arbeit, eine längere Geschäftsreise oder ein Kurztrip am Wochenende. Reisende nutzen meist verschiedene Verkehrsanbieter wie Mieträder, Busse, Regional- und Fernverkehrszüge, um ihr Ziel zu erreichen. © DB Systel GmbH

Blockchain ist ursprünglich in Verbindung mit der virtuellen Währung Bitcoin populär geworden. Doch die Technologie kann noch viel mehr, als Zahlungen im Internet sicher zu machen. Generell verschlüsselt das Blockchain-Verfahren elektronische Transaktionen sicher und vertrauenswürdig. Miteinander verkettete Blöcke werden dezentral im Netz abgelegt. Jeder Nutzer besitzt dieselben Informationen. Ob Transaktionen die richtigen Informationen aufweisen, wird von den anderen Blockchain-Teilnehmern bestätigt. Das System kontrolliert sich dabei selbst. Seit 2018 gibt es auch bei der Deutschen Bahn ein Blockchain Team, das den Einsatz der Technologie für den Konzern prüft. Rund 30 Mitarbeiter, unter ihnen Entwickler, Software-Architekten und Projektmanager, vereinen technologisches Know-how mit Mobilitätsexpertise. Etwa 20 Anwendungsfälle werden derzeit auf Basis der Blockchain-Technologie entwickelt – von Logistiklieferketten über einfacheres und verkehrsträgerübergreifendes Ticketing bis hin zum Bahnbetrieb, vom Forschungsprojekt über den Prototyp bis hin zum praktischen Einsatz. Und eben auch eine Anwendung, mit der die Einnahmenaufteilung für verschiedene Mobilitätsdienstleistungen sowohl für Mobilitätsunternehmen also auch für den Endkunden flüssiger und effektiver wird.

"Ein Fahrschein lässt sich per Blockchain-Technologie vom Kauf über die Fahrt und mögliche Umstiege bis zum Fahrtende eindeutig nachvollziehen."

Jörg Strubberg, Leiter Erlösmanagement, DB Regio

Jörg Strubberg, Leiter Erlösmanagement, DB Regio

Die Mobilitäts-Services befinden sich auf einer neutralen Plattform für intermodales Ticketing. Die Blockchain schafft Vertrauen zwischen allen Beteiligten. Sobald eine Einnahme entsteht, können alle Teilnehmer nachprüfen, wie sie an dieser Einnahme partizipieren. Gleichzeitig ist über die Plattform ein Kapazitätsmanagement zwischen den verschiedenen Verkehrsanbietern möglich. „Ein Fahrschein lässt sich per Blockchain-Technologie vom Kauf über die Fahrt und mögliche Umstiege bis zum Fahrtende eindeutig nachvollziehen“, sagt Jörg Strubberg. Darauf aufbauend lassen sich für die Zukunft zwei verschiedene Szenarien ableiten, wie sich das Projekt weiterentwickeln kann. Im aktuellen Use-Case können bereits alle derzeitigen Aufteilungslogiken technologisch, transparent und für alle Beteiligten nachvollziehbar abgebildet werden.

Vision: das Tracking in Echtzeit

In einer späteren Ausbaustufe ließe sich mit Blockchain sogar per Tracking ganz genau nachvollziehen, wo der Fahrschein gekauft und wie er genutzt wird. Damit wäre die Aufteilungslogik noch akkurater und in Echtzeit nachvollziehbar – und weitere Mobilitätsanbieter wie Fluggesellschaften oder Taxiunternehmen hätten Interesse daran, Teil dieser Reisekette zu sein. Der Reisegast hat dadurch eine nahtlose Reise, unabhängig davon, was auf dieser Reise passiert. Fällt zum Beispiel ein Flug aus, wird der Reisende automatisch umgebucht. Es ist nicht nötig, dass der Kunde sich um einen Ersatz und Anschlussverbindungen kümmert, die Komplexität der Vernetzung verschiedener Verkehrsträger muss nicht vom Endkunden durchschaut werden. Und für den Mobilitätspartner wird der korrekte Anteil an dieser Reise ausgewiesen. „Mit Blockchain kann ich also nicht nur die heutige Welt nachbilden. Mit zusätzlichen Informationen, neuen Teilnehmern und Strecken lässt sich die Einnahmenverteilung künftig sicher und nachvollziehbar kalibrieren“, sagt Jörg Strubberg.

"Bei einer klassischen Datenbank braucht es einen Administrator oder eine Institution, die sich um die Datenverwaltung kümmert – und der man vertrauen muss. Eine Blockchain erlaubt allen Teilnehmern den gleichen Blick auf die Daten, die sich nicht manipulieren lassen."

Moritz von Bonin, Leiter Blockchain, DB Systel

Moritz von Bonin, Leiter Blockchain, DB Systel

Die Vorteile der Blockchain-Technologie sind vielfältig. Bei der Entwicklung stand die Reise oder Mobilität des Menschen im Mittelpunkt und nicht ein Transportmittel. „Es gibt immer mehr moderne Mobilitätsanbieter, und es ist ein langer Weg, bis diese in ein Verbundticket integriert werden. Aus diesem Grund wollten wir einen Standard schaffen, der es allen Teilnehmern garantiert, einen korrekten Share zu erhalten“, sagt Moritz von Bonin, Leiter Blockchain bei DB Systel. „Das Blockchain-Netzwerk stärkt Partnerschaften rund um die Mobilitätsleistungen und ermöglicht gleichzeitig für den Kunden ein durchgehendes Reiseerlebnis.“

Die verschiedenen Mobilitäts-Services befinden sich auf einer neutralen Plattform für intermodales Ticketing.
Die verschiedenen Mobilitäts-Services befinden sich auf einer neutralen Plattform für intermodales Ticketing. Die Blockchain schafft dabei Vertrauen zwischen allen Beteiligten.


Gleicher Blick für alle Verkehrsunternehmen

Bei einer klassischen Datenbank braucht es einen Administrator oder eine Institution, die sich um die Datenverwaltung kümmert – und der man vertrauen muss. Eine Blockchain erlaubt allen Teilnehmern den gleichen Blick auf die Daten, die sich nicht manipulieren lassen.“ Die Einnahmenaufteilung erfolgt zudem sofort und nicht erst zum Monatsende. Dadurch verbessert sich der Cash Flow bei den beteiligten Verkehrsunternehmen, Partnerschaftsmodelle rücken in den Vordergrund, und zentrale Machtkonzentration und Mittelsmänner werden vermieden.

Das Pilotprojekt wurde bereits vor einem Jahr erfolgreich abgeschlossen. Ein umfangreicher Markttest mit diversen Anbietern startet in Kürze. Bereits jetzt sind sich alle Anbieter einig, dass der Blockchain-Ansatz neue Chancen bietet und die Transparenz sowohl für kleinere als auch für größere Verkehrsunternehmen Vorteile bringt. Wenn es nun gelingt, mit Blockchain im Markt einen Standard zu etablieren, der jedem Teilnehmer einen gerechten Anteil anhand der Nutzung garantiert, ist das auch für den Kunden ein großer Vorteil.

Sie möchten die zahlreichen Möglichkeiten und Vorteile der Blockchain-Technologie für sich nutzen? Dann erfahren Sie hier mehr und kontaktieren Sie uns unverbindlich unter blockchain@deutschebahn.com.

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