Der smarte Helfer in der Not

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Artikel: Der smarte Helfer in der Not

03/2020 – Technik hilft: Mit einem smarten Notfallsystem bekommen Bahn-Mitarbeiter in schwierigen Situationen schnelle Unterstützung.

In allen Geschäftsbereichen der Deutschen Bahn nehmen Tätigkeiten zu, die von Mitarbeitern in Alleinarbeit ausgeführt werden müssen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Mitarbeiter bestmöglich abgesichert sind und in Notfällen schnelle Unterstützung erhalten. Das gilt zwar überall im Konzern, besonders relevant ist dies aber zum Beispiel für Mitarbeiter von DB Energie, die für die Wartung von Trafostationen und Umspannwerken entlang der Strecke zuständig sind.

In der Vergangenheit waren für bestimmte Aufgaben zwei Mitarbeiter eingeteilt. Inzwischen werden diese Tätigkeiten zunehmend in Alleinarbeit durchgeführt. Dafür fährt der zuständige Mitarbeiter zu einer der Stationen oder Umspannwerke, wie sie sich in Deutschland tausendfach entlang der Strecke befinden – teilweise weit entfernt von den nächsten Ortschaften. „Da wir nicht wissen, was vor Ort mit dem Mitarbeiter passiert, haben wir eine entsprechend vielseitige und mobile Lösung entwickelt“, sagt Dirk Schönfeld, Project Owner des Emergency Service.

Einchecken und auschecken für mehr Sicherheit

Zuerst wird auf dem Diensttelefon der allein arbeitenden Mitarbeiter eine Software installiert. Bei dem Beispiel von DB Energie hält der Mitarbeiter an der Station sein Telefon zum Ein- und Auschecken an einen dort angebrachten NFC-Chip.

Beispiel eines NFC-Chips zum Ein- und Auschecken mit der App
Beispiel eines NFC-Chips zum Ein- und Auschecken mit der App
Beispieldarstellung eines Notfalls
Beispieldarstellung eines Notfalls


Darüber hinaus nutzt die Anwendung die Ruhe-Sensorik des Smartphones und registriert, wenn sich das Telefon längere Zeit nicht bewegt oder ein gewisser Lagewinkel überschritten ist. Das könnte zum Beispiel darauf hindeuten, dass der Mitarbeiter am Boden liegt, folglich wird ein Alarm ausgelöst und die im System festgelegten nächsten Schritte werden ausgeführt. Zur Vermeidung von Fehlalarmen erfolgt zuerst ein automatischer Kontrollanruf vom System. Reagiert der Mitarbeiter nicht, wird sofort die Leitstelle alarmiert, in der unter Berücksichtigung gültiger Datenschutzvorgaben die Informationen zum Was, Wo und Wer zusammenlaufen. Die flexible Lösung ist nach Bedarf erweiterbar und könnte auch andere Funktionen des Telefons nutzen, zum Beispiel das Mikrofon oder die Kamera.

Ablauf des Emergency Service
Ablauf des Emergency Service


"Wir wollten von vornherein eine für viele DB-Bereiche nutzbare Plattform aufbauen und keine Insellösung entwickeln."

Dirk Schönfeld, Project Owner Emergency Service bei DB Systel GmbH

Dirk Schönfeld, Project Owner Emergency Service bei DB Systel GmbH

Gefährliche Situationen können nicht nur an der Strecke vorkommen, sondern überall im Konzern. Aus diesem Grund wurde der Emergency Service so entwickelt, dass er nicht nur für eine Berufsgruppe nutzbar ist. Der Service sollte verschiedene Mandanten und unterschiedliche Use-Cases bedienen. Entsprechend liegt die Plattform in der Cloud der Deutschen Bahn und kann so konzernweit eingebunden werden. „Wir wollten von vornherein eine für viele DB- Bereiche nutzbare Plattform aufbauen und keine Insellösung entwickeln“, sagt Dirk Schönfeld.

Keine zusätzliche Hardware

Die Einsatzmöglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. So arbeiten ebenso im Logistikbereich oder in der Instandhaltung Mitarbeiter häufig allein. Auch dort kann die mobile Lösung von Emergency Service die Sicherheit der Mitarbeiter und Prozesse deutlich erhöhen, ohne dass dafür eine zusätzliche Hardware benötigt wird: „Wir wollen die Arbeitsabläufe der Kollegen nicht unnötig komplizierter machen“, sagt Dirk Schönfeld. Das dienstliche Telefon bekommt eine App, den Rest steuert der Emergency Service weitestgehend automatisch.

Doch die Plattform bietet darüber hinaus auch die Möglichkeit, stationäre Lösungen einzubinden. Diese wäre zum Beispiel in Reisezentren für Mitarbeiter relevant, die am Schalter in direktem Kundenkontakt stehen. Per Knopfdruck könnten sie schnell und sicher signalisieren, dass sie ein Problem haben und Unterstützung benötigen. Auch hier ist kaum zusätzliche Hardware notwendig. „Das System lässt sich mit vorhandener Hardware am Arbeitsplatz verbinden und so einrichten, dass beispielsweise ein Druck mit der flachen Hand auf die Tastatur einen Alarm auslösen könnte“, sagt Dirk Schönfeld. Mit dem Emergency Service ist eine Plattform entstanden, die allen Mitarbeitern der Deutschen Bahn eine erste Hilfe leisten kann, ganz gleich in welchem Bereich sie arbeiten.

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