Automatische Reisekettenerkennung aus dem Baukasten

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Artikel: Automatische Reisekettenerkennung aus dem Baukasten

04/2021 – Mitarbeiter von DB Sicherheit protokollieren ihre dienstlichen Fahrten umständlich per Hand. Doch damit ist bald Schluss, denn künftig übernimmt dies die automatische Reisekettenerkennung von DB Systel. Der Service bietet aber noch viel mehr Potenzial.

Wer beruflich mit dem Auto unterwegs ist, kennt das: Für Abrechnungen oder aus steuerlichen Gründen muss man häufig ein Fahrtenbuch führen und lückenlos Datum, Zeit, Fahrtstrecke und Zweck eintragen. Ähnlich verhält es sich bei den Mitarbeitenden von DB Sicherheit, wenn sie auf Bahnhöfen und in Zügen für Sicherheit sorgen. Für eine genaue verursachergerechte Abrechnung mit den Kunden müssen manuell verschiedene Daten erfasst werden – darunter Dienstbeginn und -ende, Ereignisse während des Dienstes oder der sogenannten Standortwechsel, wenn man zum Beispiel vom Bahnhof auf den Zug wechselt. Am Ende einer Schicht entsteht daraus ein Tätigkeitsbericht, der als Arbeitszeitnachweis dient und für die Abrechnung mit dem Kunden genutzt wird. Ein Großteil der Tätigkeitsberichte wird systemisch übertragen. Bei einem geringeren Anteil ist im Backoffice noch manuelle Arbeit notwendig.

Automatische Abrechnung

Bisher nutzen die Mitarbeitenden für die Erfassung die App „Tätigkeitsbericht im Mobiltelefon“ – oder kurz TiM, bei der noch manuelle Eingaben notwendig sind. „Wir wollen unsere Mitarbeitenden entlasten, sie sollen sich nicht mehr um diese Eingaben kümmern müssen“, sagt Alexander Jessen, CIO von DB Sicherheit. „Zukünftig soll der Ablauf hochgradig automatisiert werden.“

Genau hier setzt „Mobilität Simpel“ von DB Systel an, eine Gruppe von Services zur Reiseketten- und Fahrterkennung. Dank der GPS-Module, Sensoren und Funktechnologien moderner Endgeräte können Züge und Bahnhöfe, aber auch Zeiten und Strecken automatisch erkannt, erfasst und protokolliert werden. Product Ownerin Anne Kliebisch und ihr Team entwickeln entsprechende Services zur Zug- und Stationserkennung sowie einer automatischen Geopositionierung. „Wir ermöglichen Digitalisierungsprojekte, von denen ich vor meinem Einstieg bei der Bahn dachte, dass es sie schon längst gibt. Und heute merke ich, welche Komplexität darin steckt.“

Softwarelösungen für alle

"Wir haben das Produkt von vornherein als wiederverwendbaren Service geplant"

Anne Kliebisch, Product Ownerin Team „Mobilität Simpel“ bei DB Systel GmbH

Im Prinzip stehen tatsächlich bereits viele Servicelösungen zur Verfügung: Alle funktionalen Services befinden sich im Business Hub – und auch die neuen Entwicklungen sollen über diese Plattform anderen potenziellen Kunden bereitgestellt werden. „Wir haben das Produkt von vornherein als wiederverwendbaren Service geplant“, sagt Anne Kliebisch. „Als Digitalpartner haben wir uns bei der Serviceentwicklung auf die Herausforderungen von DB Sicherheit konzentriert.“ Um die gewünschten Ergebnisse zu erhalten, wird auf Erfahrung zurückgegriffen. „Wir wollen den Mitarbeitenden das Leben durch unsere Lösung erleichtern. Mit den Services digitalisieren wir das, was derzeit noch manuell erfasst wird – darüber hinaus werden keine weiteren Daten der Mitarbeitenden abgefragt oder gespeichert.“ Somit wird der Datenschutz der Mitarbeitenden gesichert und personalisierte Leistungskontrollen verhindert.

Grafik Mobilität Simpel
Mit den Services von „Mobilität Simpel“ können verschiedene Fragen rund um die Nutzung von Verkehrsmitteln automatisiert beantwortet werden


Ein Vorteil an der Nutzung wiederverwendbarer Services ist auch die hohe Geschwindigkeit der Umsetzung. Nach ersten Gesprächen im Herbst 2020 wurde in wenigen Monaten ein Proof of Concept (PoC) erstellt. Seit Ende Dezember wird die automatische Reisekettenerkennung bei der Mitteldeutschen S-Bahn in Leipzig getestet. „Die Fahrterkennung ist bereits bei 88 Prozent, soll aber bis zum Start eines Piloten mindestens 90 Prozent erreichen“, sagt Anne Kliebisch. „Durch die partnerschaftliche Beziehung mit DB Sicherheit können wir agil die dafür nötigen Schritte angehen.“ Wenn alles wie geplant klappt, ist der automatische Service im zweiten Halbjahr für die produktive Nutzung startklar.

Sicher in die Zukunft

„Der Service wird unsere Nachweispflichten gegenüber dem Kunden auf eine ganz neue Qualität heben“, sagt Alexander Jessen. Das werden auch die Mitarbeitenden direkt spüren: Ein Sicherheitsmitarbeiter braucht die Hände, um der Arbeit nachzugehen. Wenn er ständig das Smartphone in der Hand hat, um die Arbeit zu dokumentieren, ist er abgelenkt und hat den Blick nicht im Zug oder der Station. „Mobilität Simpel“ sorgt für freie Hände. Doch Alexander Jessen hat bereits weitere Pläne. „In späteren Ausbaustufen wollen wir in der Lagebewertung und Steuerung der Einsätze von Mitarbeitenden besser werden. Wenn wir wissen, wo sich unsere Leute befinden, können wir sie schneller und zielgerichtet zu den Sicherheits-Hotspots navigieren.“

"Der Service wird unsere Nachweispflichten gegenüber dem Kunden auf eine ganz neue Qualität heben."

Alexander Jessen, CIO von DB Sicherheit

Alexander Jessen

Ganz klar: Für „Mobilität Simpel“ geht es mit Sicherheit weiter. Das Team um Anne Kliebisch arbeitet bereits an weiteren Ausbaustufen, auch für weitere potenzielle Partner. Auf Basis der Erkenntnisse, die im Rahmen des PoC mit der DB Sicherheit gesammelt wurden, wird eine automatische Fortbewegungsart-Klassifikation entwickelt. Diese soll zum Beispiel den Unterschied zwischen Gehen an der Station und dem Gehen im fahrenden Zug automatisch erkennen. Diese daraus resultierende „Be In/Be Out“-Technologie ist laut Anne Kliebisch „technisch noch einmal auf einem ganz anderen Niveau“. Die erzielten Ergebnisse der weiteren Entwicklungen dienen wiederum dem Automatisierungs-Case bei DB Sicherheit: Künftig müssen die Mitarbeitenden zum Beispiel das Smartphone gar nicht mehr in die Hand nehmen und brauchen nur noch am Ende der Schicht den automatisch erstellten Tätigkeitsbericht zu kontrollieren.

Alexander Jessen kommt damit seinem Ziel sehr nahe: „Ich will Systeme so verbessern, dass sich Mitarbeitende von DB Sicherheit während des Dienstes keine Gedanken über die IT machen müssen.“ Die IT rückt somit in den Hintergrund und macht Platz für die wesentliche Arbeit der Mitarbeitenden.

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